Der Sozialökonom John Ruskin (1819-1900) formulierte in seinem „Gesetz der Wirtschaft“ eine sehr diskussionswürdige Preisdefinition:
„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.”
Ist diese Definition in Zeiten einer globalen Weltwirtschaft, in der multinationale Konzerne Produktionen in Billiglohnländer verlagern, noch zutreffend?
Betrachten wir dieses „Gesetz“ etwa im Mikrokosmos eines regional agierenden Handwerksbetriebes in Europa, so kann man durchaus sagen, dass Ruskins Formulierung nach wie vor sehr aktuell ist. Denn bei genauem Hinterfragen der am Markt befindlichen Angebote im Dienstleistungsbereich stellen wir fest, dass man tatsächlich das bekommt, was man zahlt und jene, die glauben ein vermeintliches Schnäppchen ergattert zu haben, welches dieselbe Qualität zu einem viel niedrigeren Preis darbietet, sind „die gerechte Beute solcher Machenschaften“.
Aber wie verhält es sich mit Handelswaren aus Billiglohnländern?
Das stellt sicher ein sehr breites Diskussionsthema dar! Denn große Konzerne haben in den letzten Jahrzehnten einen unermüdlichen Technologietransfer in diese Länder betrieben und das Ergebnis ist dementsprechend. Die Zeiten in denen Autos aus dem fernen Osten minderwertige Technologiekrücken waren sind lange vorbei, denn diese sind heute qualitativ auf demselben Niveau. Daher ist es sicherlich so, dass man bei Handelwaren auch zu einem „billigen Preis“ ein durchaus qualitativ hochwertiges Produkt bekommen kann.
Ist das der Weisheit letzter Schluss: „Kauft Billigprodukte aus China?“
Verfolgen wir eine Philosophie, wie sie von rein gewinn maximierenden Konzernen verfolgt wird, in der die Maxime „Profit um jeden Preis“ lautet, so ist die Antwort wohl „Ja“. Wir könnten allerdings den Betrachtungswinkel etwas erweitern und in diese Überlegungen soziale und ökologische Aspekte implementieren. Wenn wir unter diesen erweiterten Gesichtspunkten dieselben Überlegungen anstellen und so den Wert und den Preis erneut gegenüberstellen, so erhalten wir wieder eine Gleichung, die sich harmonisch in Ruskins Gesetz der Wirtschaft einfügt!